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Zwischen Wollen, Wissen und Können

Wie gestalte ich das Patientengespräch? Darf ich Medikamente verschreiben? Hat der Oberarzt Zeit für meine Fragen? Wie agiere ich, wenn ich auf mich allein gestellt entscheiden muss? In Österreich steht der Turnus am Beginn des ärztlichen Berufslebens. Für die jungen Hochschulabsolventen eine spannende Phase, in der sie Einblicke in alle wichtigen klinischen Aufgabenfelder gewinnen – von der Reanimation über die Visite bis zur Therapie. Ins kalte Wasser geworfen zu werden stellt für die meisten Turnusärzte gleichzeitig eine mentale Herausforderung dar. Doch mit der Zeit wächst ihr Gespür für die Anforderungen, die an sie gestellt werden. Immer souveräner gelingen dann etwa die Vorstellung von Patienten, deren Untersuchung oder die kompetente Behandlung von Notfällen.

„Ich bin Ihnen unendlich dankbar, dass ich lebe. Der Urlaub konnte umgebucht werden“, sind die Worte, die sich in Dr. Markus Weilharters Erinnerung eingebrannt haben. Es sind die ersten, die ein Patient an ihn richtete, der zwei Tage zuvor noch mit Todesängsten gerungen hatte. Der sich mit wachsenden Brustschmerzen und schwindenden Kräften in die Notaufnahme schleppte und trotzdem zunächst eine Behandlung ablehnte – sein Gewissen weigerte sich, den bevorstehenden Urlaub mit seinem Enkel über Bord zu werfen. Weilharter – damals Turnusarzt in der Basisausbildung – erklärte ihm, dass man einen Urlaub nachholen könne, das eigene Leben aber keine zweite Chance habe. „Ihr Enkel soll Sie im gemeinsamen Urlaub nicht sterben sehen.“ Die einfache wie bildhafte Botschaft drang dem Mann in die Seele. Er entschied sich zu bleiben und erhielt einen Herzkatheter. „Der Patient war wirklich gefährdet, er stand kurz vor einem Infarkt“, erläutert Weilharter, für den dieses Erlebnis zu den außergewöhnlichen zählt – auch wenn in der Notaufnahme „immer mal wieder jemand reanimiert werden muss“. Für ihn, der bereits als Jugendlicher im Rettungsdienst mitgewirkt hat, waren das schon zu Beginn seiner Ausbildung keine völlig fremden, aber doch stets aufregende Situationen. Die Empathie, die in solchen Momenten gefragt ist, musste er nicht erlernen. Sie gehört zu seinem Wesenskern. Das notwendige Wissen und die Routine kamen im Laufe der Ausbildung.

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